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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
„Ich gehe die Dinge
unorthodox an"
In d e n le tz te n Ja h re n h a t sic h S u z a n n e
V eg a, 5 4 , h a u p ts ä c h lic h d a m it b e s c h ä f -
tig t, ih re a lte n L ieder u m z u a rra n g ie re n .
A uf ih rem A lbum „ T a le s From T he R ealm
O f T he Q u e e n O f P e n ta c le s “ ta u c h t die
S in g e r/S o n g w rite rin a u s N ew Y ork e n d -
lich w ie d e r m it g r o ß a rtig e n N e u k o m p o -
sitio n e n in d ie W elt d e s Folk ein
S u z a n n e V eg a
STEREO:
Frau Vega, hatten Sie für Ihre CD
„Tales From The Realm Of The Queen Of
Pentacles“ einen ganz bestimmten Sound im
Kopf, als Sie ins Studio gegangen sind?
S u z a n n e V ega: Nein. A ber im N achhinein
w ürde ich sagen: M ein Album klingt warm,
organisch. Es setzt vor allem auf Folk, auf
Rootsmusik, auf Dur-Akkorde. Ich denke,
der Hörer spürt, dass alle Musiker bei der
Aufnahme in einem Raum waren. Wie eine
richtige Band.
STEREO:
Sie haben sich mit David Bowies
Bassistin Gail Ann Dorsey und mit seinem
Schlagzeuger Zachary Alford zusammenge-
tan. Wie kam es dazu?
V ega: Bowies m usikalischer D irektor G erry
Leonard hat m eine Platte produziert, er en-
gagierte die beiden. Für mich war es wirklich
aufregend, m it Zach A lford zu arbeiten.
Denn wir kannten uns aus unserer Schulzeit.
STEREO:
Ist Larry Campbell ebenfalls ein
alter Bekannter von Ihnen?
V e g a : N ein. Jeder verbindet
diesen M ultiinstrumentalisten,
der auf m einer CD M andoline
und Banjo gespielt hat, in erster
Linie m it Bob Dylan. Ich hatte
unheim liches Glück, ihn über-
haupt verpflichten zu können. Er
ist näm lich normalerweise kom -
plett ausgebucht.
STEREO :
Bevor Ihre Kollegen zu
Ihnen gestoßen sind, sollen Sie Ihre
neuen Songs regelmäßig bei Ihren
Konzerten ausprobiert haben. Stimmt
das?
V ega: Ja. Ich habe meine Lieder auf der Büh-
ne weiterentwickelt. „I Never Wear W hite“
hatte zum Beispiel noch keinen fertigen Text,
ich veränderte ihn bei m einen Auftritten
im m er wieder. Auch „Don’t Uncork W hat
You Can’t Contain“ klang jeden Abend an-
ders. Für die Endfassung habe ich dann das
Beste aus sämtlichen Varianten verbunden.
STEREO:
Wie komponieren Sie Ihre Stücke
eigentlich? Jammen Sie auf Ihrer Gitarre?
V ega: Das kom m t durchaus vor. Für „Crack
In The Wall“ hatte ich dieses kleine Picking-
m uster im Kopf. Ich nahm es m it m einem
iPhone auf, um es G erry vorzuspielen. Er
~T-
half mir, den richtigen
Fluss für die M usik
zu
finden.
A uch
bei „I Never W ear
W hite“ hat er m ich
tatkräftig
u n te r-
stützt.
Für
diese
N um m er w ollte ich unbe-
dingt ein schmutziges Gitarrenriff haben,
das an die Rolling Stones erinnert. G erry
setzte das ganz fantastisch um.
STEREO:
Heißt das, Sie zeichneten nicht für
jeden Gitarrenpart allein verantwortlich?
V ega: G erry hat m ich oft verstärkt. Deswe-
gen war ich nicht auf m eine eigene Technik
limitiert. Weil ich Autodidaktin bin, gehe ich
die Dinge recht unorthodox an. D och dank
G erry habe ich gelernt, mein Gitarrenspiel
besser zu kontrollieren.
STEREO:
Könnte Sie das wieder in die Charts
bringen?
V ega: D arauf ziele ich gar nicht ab. Es wäre
allerdings schön, wenn es einige Titel ins
Radio schaffen w ürden. So käm e m eine
Musik raus in die Welt und w ürde relativ
viele M enschen erreichen.
STEREO:
Vielleicht wird „Don’t Uncork What
You Can’t Contain“ ein Radiohit. Warum
haben Sie für dieses Lied 50 Cents „Candy
Shop“ gesampelt?
V ega: Weil sein Song W itz und Sexappeal
hat. Besonders Scott Storchs orientalisches
Streicherarrangem ent fasziniert mich. Ich
hätte diesen M ann gerne für mein Album
gew onnen. D och G erry m einte, es wäre
einfacher, ein „Candy Shop“-Sampling in
mein Stück einzubauen.
STEREO:
Ist Ihnen nie der Gedanke gekom-
men, 50 Cent zum Duett zu bitten? Oder
sehen Sie sich nicht an der Seite eines Rappers?
V ega: Ich hätte grundsätzlich nichts gegen
einen Kollegen aus der H ip-Hop-Szene.
Aber natürlich w ürde ich vorab sehr genau
abwägen, ob wir tatsächlich m iteinander
harm onieren.
Interview: Dagm arLeischow
Suzanne Vega: Tales From The Realm Of The Queen
Pentacles (Cooking Vinyl V.Ö.: 31.1.)
Auch als LP
122 STEREO 2/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend | ★ ★ ★ ★ sehr gut | ★ ★ ★ solide | ★ ★ problematisch | ★ schlecht
FOTO: E. HOLZ